ColorEdge Referenz

Hermann Hirsch und Jan Leßmann – die Fotografen hinter „Zeitweise“

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Jan Leßmann und Hermann Hirsch sind nicht nur exzellente Naturfotografen, die mit ihren oft abstrakten Fotos regelmäßig die vorderen Plätze renommierter Fotowettbewerbe belegen. Mit ihrer Firma „Zeitweise“ bieten sie spannende Online- und Offline-Workshops an und betreiben einen YouTube-Kanal und Podcast.

Leßmann und Hirsch teilen nicht nur das Geburtsjahr (1993) und den Geburtsort (Ruhrgebiet) – beide haben auch eine große Liebe zur Natur und -Fotografie entwickelt. Ihre Wege kreuzten sich aber erst im Jahr 2018. Hirsch hatte für eine Fotoreise in die schottischen Highlands eine eigentlich zu große und teure Unterkunft gebucht, suchte deshalb weitere Mitreisende und fragte auch Leßmann, den er bislang nur entfernt aus der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) kannte. Leßmann fuhr mit und aus dieser Reise und zahlreichen weiteren gemeinsamen Unternehmungen entwickelte sich eine enge Freundschaft, die 2021 schließlich in der gemeinsamen Firma „Zeitweise“ mündete.

Interview mit Hermann Hirsch und Jan Leßmann

Wir haben mit Jan (JL) und Hermann (HH) u. a. über das Fotografieren im Team, Bildsprache und ihre Herangehensweise an die Naturfotografie gesprochen. In diesem Interview geben die beiden Naturfotografen aus Deutschland außerdem einen Einblick in ihr Bildbearbeitungs-Set-up und erklären ihre Monitorwahl.

Kurz nachdem ihr mit „Zeitweise“ so richtig durchstarten wolltet, machte die Pandemie euch einen Strich durch die meisten Pläne. Wie seid ihre damit umgegangen?
JL: Wir haben Online-Workshops entwickelt. Die haben nicht nur in der Pandemie sehr gut funktioniert, sondern sind bis heute sehr beliebt und neben unseren Präsenzworkshops und Reisen ein dauerhafter Teil unseres Angebots.

Was macht einen guten Naturfotografen für euch aus?
JL: Ein bisschen bekloppt sollte man schon sein. Naturfotografie ist oft frustrierend, weil man viele Faktoren nicht in der Hand hat. Da muss man geduldig und hartnäckig sein. Neugier ist hilfreich und man braucht ein trainiertes Auge für Situationen und Motive.
HH: Außerdem ist Wissen wichtig: Einerseits über Fototechnik und andererseits über das, was man gerade fotografiert. Man muss nicht die lateinischen Namen der Tiere kennen, die man fotografieren möchte, aber das Wissen, wo man sie wann antrifft und wie sie sich verhalten, erhöht die Erfolgsaussichten sehr. Und idealerweise entwickelt man dann auch noch eine Bildsprache.

Was macht eure Fotografie aus?
JL: Am besten beschreibt das der Begriff der „Serendipität“. Wir versuchen, uns den „glücklicken Zufall“ zunutze zu machen. Konkret versuchen wir, nicht verbissen an einem festen Plan festzuhalten und frustriert zu sein, wenn sich das Vorhaben nicht 1:1 umsetzen lässt. Unsere Grundhaltung ist vielmehr „was können wir heute machen, was wir an keinem anderen Tag machen können“ und daraus ein tolles Bild zu machen. So versuchen wir, immer das Besondere im Alltäglichen zu erkennen.

Eure Bilder begeistern durch außergewöhnliche Blickwinkel und abstrakte Umsetzungen. Wie kommt man auf sowas?
JL: Das ist das Resultat aus wahnsinnig viel ausprobieren und üben und offen für Neues bleiben. Wenn man sehr lange das große Ganze angeschaut hat, schärft sich mit der Zeit auch der Blick fürs Detail und die Abstraktion. Dann geht es nicht mehr darum, ein bestimmtes Tier technisch möglichst perfekt abzubilden, sondern in der Natur Dinge zu erleben und in diesen Situationen kreative Bilder entstehen zu lassen. Dabei geht es dann nicht mehr um reine Dokumentation. Die Natur bildet den Rahmen, sich künstlerisch kreativ auszudrücken.

Wo liegen bei euch die Grenzen?
HH: Für uns steht das Naturerlebnis immer im Vordergrund. Unsere Bilder sind immer vor Ort so entstanden, wie wir sie zeigen. 
JL: Das hindert uns allerdings nicht daran, zum Fotografieren auch schon einmal Gegenstände mitzunehmen, durch die wir dann vor Ort fotografieren und wodurch wir verfremdende Effekte erzielen. Das kann z. B. ein Stahlschwamm, ein Prisma oder sogar eine Käsereibe sein. 

Welche Rolle spielt die Technik in eurer Arbeit?
JL: Naturfotografie erfordert oft einfach viel Ausrüstung wie schnelle Kameras, lange Brennweiten, Fernauslöser oder Lichtschranken. Da sind wir sehr anspruchsvoll. Die Ausrüstung muss einfach richtig gut sein und funktionieren. Aber die Technik ist immer nur Grundvoraussetzung für starke Bilder. 
HH: Man muss seine Technik auch beherrschen. Gerade in der Tierfotografie muss man oft innerhalb von Sekundenbruchteilen reagieren, um eine extrem flüchtige und schnell bewegte Situation einzufangen. Das erfordert einfach Übung.

Jetzt taucht „Zeitweise“ nicht nur als Firma auf, sondern ihr reicht als „Zeitweise“ auch gemeinsam Bilder bei Wettbewerben ein. Das ist ungewöhnlich, oder?
HH: Das mag sein, ist aber für nur logisch: Wenn wir gemeinsam an Themen oder Bildideen arbeiten, machen wir das als Team und machen gezielt nicht das Gleiche. Wir teilen uns aus auf, benutzen z. B. unterschiedliche Brennweiten, andere Blickwinkel oder Standorte. Hier zählt das Endergebnis und nicht, wer zufällig die passendere Brennweite, den idealeren Blickwinkel oder einfach mehr Glück hatte. 
JL: Und bei komplexen Aufbauten mit Lichtschranken oder ferngesteuerten Kameras ist es bei uns ohnehin oft nicht möglich, zu sagen, wer von uns das Foto gemacht hat. Das sind dann „Zeitweise“-Fotos. 

Welche Bedeutung hat die digitale Bildbearbeitung für euch?
JL: Wir optimieren unsere Bilder, um unseren künstlerischen Ausdruck deutlicher herauszuarbeiten. Aber grundsätzlich orientieren wir uns an den Wettbewerbsregeln der GDT, entfernen außer Sensordreck nichts aus dem Bild oder fügen etwas hinzu, was nicht tatsächlich da war. 

Wie sieht euer Bildbearbeitungs-Set-up aus?
HH: Mobile Rechner sind mittlerweile so leistungsfähig, dass wir alles mit unseren MacBook Pro erledigen. Zuhause sind die MacBooks dann an ColorEdge-Monitore von EIZO angeschlossen.

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Hirsch nutzt den ColorEdge CS2740 mit der optionalen Lichtschutzblende CH2700.

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Leßmann nutzt den ColorEdge CG2700X und schätzt besonders den eingebauten Kalibrierungssensor.

Welchen Stellenwert haben eure Monitore für euren Bildbearbeitungsworkflow?
JL: Viele Fotografen machen sich über ihre Monitore leider keine Gedanken. Und auch ich möchte, dass ich mich mit dem Monitor möglichst wenig beschäftigen muss, sondern mich voll auf meine Bilder konzentrieren kann. Doch dazu brauche ich die Gewissheit, dass mir mein Monitor ein absolut präzises Abbild meiner Bilddateien anzeigt. Leider leisten die allermeisten Monitore das nicht. Einerseits sind die meisten Monitore technisch gar nicht in der Lage, Fotos im nötigen Farbraum darzustellen. Andererseits ist die Darstellung oft so unpräzise, dass sie für die anspruchsvolle Bildbearbeitung nicht geeignet sind.

Welche Monitore nutzt ihr aktuell und wieso habt ihr euch ausgerechnet für diese Monitore entschieden?
JL: Ich nutze den ColorEdge CG2700X und Hermann nutzt den CS2740. Wie schon gesagt, sind wir bei unserer Technik ziemlich anspruchsvoll. Und da landet man relativ direkt bei EIZO. Unsere Monitore haben 27 Zoll und wir schätzen einerseits die große Farbraumabdeckung, die exzellente Homogenität und die Schärfe der 4K-Auflösung. Andererseits sorgt die exzellente Werkskalibrierung von EIZO für eine absolut präzise Bilddarstellung und eine schnelle Rekalibrierbarkeit. Mein CG2700X kann sich sogar selbst kalibrieren. Das ist wahnsinnig komfortabel. 
HH: Außerdem ist es einfach superpraktisch, dass man unsere MacBooks mit einem Handgriff via USB-C mit den Monitoren verbinden kann und diese darüber auch geladen und mit den am Monitor angeschlossenen Peripheriegeräten verbunden werden. 

Wie geht es für euch weiter?
JL: Wir arbeiten daran, unser Workshopangebot weiter auszubauen. Wir freuen uns schon sehr, dafür neue Destinationen zu scouten und es werden noch weitere Dozierende zu Zeitweise hinzustoßen. Außerdem wollen wir unseren YouTube-Kanal und den vor Kurzem ins Leben gerufenen Videopodcast weiter ausbauen.

 

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